Ein Mensch kann abhängig von den Umwelteinflüssen nur wenige Tage ohne Trinkwasser überleben, deshalb ist die Beschaffung von trinkbarem Wasser eine der wichtigsten Fähigkeiten in Notsituationen. Daher möchte ich Ihnen nachfolgend die wichtigsten Methoden (Wasser abkochen, die chemische Desinfektion und die UV Desinfektion) vorstellen, um in der Natur verunreinigtes Wasser aufbereiten zu können. Weiterhin lesen Sie am Ende des Artikels, wie Sie am besten Wasser filtern können. So sind Sie für das Überleben unter widrigsten Bedingungen gerüstet.
Arten der Verunreinigungen
Die Verunreinigungen von Oberflächengewässern wie Flüsse oder Seen können mannigfaltig sein. Die Verunreinigung, auf die wir uns nachfolgend konzentrieren wollen, sind gefährliche Keime im Trinkwasser, wie Bakterien (z.B. E. Coli, Cholera, Shigellen oder Salmonellen), Ein- und Mehrzellern (z.B. Lamblien oder Amöben), oder diverse Viren. Diese werden in den allermeisten Fällen oral aufgenommen, vermehren sich im Körper und machen sich oft durch Erbrechen oder Durchfall bemerkbar. In Überlebenssituationen, wo Wasser ohnehin Mangelware ist, ist hier vor allem der einhergehende Flüssigkeitsverlust gefährlich.
Dieser kann schnell zu einer Dehydrierung des Körpers führen. Weitere potentielle Verunreinigungen sind chemischer Natur. Dazu zählen beispielsweise Chemikalien aus der Industrie oder der Landwirtschaft, z.B. Pestizide, Nitrat oder auch Schwermetalle. Weniger bedenklich sind im Wasser enthaltene Schwebstoffe wie Algen, Sand oder Ton.
Aber auch diese sollte man nach Möglichkeit aus dem Wasser filtern. Unter anderem auch, um das Wasser desinfizieren zu können, wie Sie später noch genauer lesen werden.
Verunreinigtes Wasser desinfizieren
Über die Jahrhunderte haben sich viele Methoden entwickelt, um verunreinigtes Wasser desinfizieren zu können. Nachfolgend möchte ich Ihnen die effektivsten und für den Feldeinsatz am relevantesten Methoden und Werkzeuge kurz vorstellen.
Wasser abkochen
Die vermutlich älteste Methode Wasser genießbar zu machen, ist es das Wasser abzukochen. Durch die hohen Wassertemperaturen werden Pilze, Viren, Parasiten und Bakterien im Trinkwasser abgetötet. Damit diese Methode allerdings zuverlässig zum Erfolg verhilft, muss das Wasser über eine längere Zeit kochen, um sicher zu gehen, dass auch solche Mikroorganismen abgetötet werden, die sehr temperaturbeständig sind.
Lassen Sie das Wasser mindestens für fünf Minuten kräftig kochen. Doch diese Zeitangabe trifft nur auf normale Höhenniveaus zu und ist für Gebirgsregionen zu kurz, denn Wasser kocht in der Höhe bereits bei geringeren Temperaturen. Der Siedepunkt sinkt mit zunehmender Höhe. Als Faustregel gilt allgemein, dass man Wasser eine Minute je 150 Höhenmeter länger abkochen sollte, um sicher zu gehen.
Da nach dem Wasser Abkochen Trübstoffe, Schwermetalle und Salze noch immer im Wasser enthalten sind, wird der Geruch und der Geschmack des Wassers nur unwesentlich verbessert.
Es macht daher durchaus Sinn das Wasser Abkochen mit einer Vorfilterung (idealerweise mit Aktivkohle) zu kombinieren. Regenwasser bietet sich hier, wie auch bei den anderen Verfahren an. Weiterhin gilt es natürlich zu beachten, dass zum Wasser Abkochen eine Menge an Brennstoff benötigt wird, der unter Umständen, besonders in Notsituationen, nicht immer in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Zudem nimmt diese Methode auch viel Zeit in Anspruch.
Chemische Desinfektion
Steht keine Möglichkeit zum Abkochen zur Verfügung, kann die chemische Desinfektion des Wassers eine gute Alternative sein. Hierfür gibt es spezielle Wasseraufbereitungstabletten, die in nahezu jedem Outdoorgeschäft erhältlich sind, z.B. Micropur Forte von Katadyn. Diese Tabletten werden dem zu entkeimenden Wasser zugegeben und töten, durch die enthaltenen Wirkstoffe (Chlor in Verbindung mit Silberionen) innerhalb von 30 min Bakterien und Viren und innerhalb von 2 h Giardien (Dünndarm-Parasiten) effektiv ab. Auch hitzebeständige Mikroorganismen, die unter Umständen das Abkochen überleben könnten, haben hier keine Chance.
Die chemische Desinfektion ist zudem sehr kosteneffizient, denn mit lediglich einer Tablette kann ein Liter verunreinigtes Wasser vollständig entkeimt werden. Doch beachten Sie bitte, dass Sie diese bei trübem Wasser nur in Kombination mit einem Filter einsetzen sollten. Zudem werden chemische Verunreinigungen, wie etwas Pestizide nicht entfernt.
Durch die enthaltenen Silberionen ist das entkeimte Wasser bis zu 6 Monaten nach der Anwendung vor einer möglichen Wiederverkeimung geschützt. Die chemische Desinfektion eignet sich somit gut, wenn das Wasser über eine längere Zeit gelagert werden soll. Das Wasser bekommt besonders bei höheren Dosierungen allerdings einen merklichen Eigengeschmack. Aber dies ist immer noch um Welten besser als eine schwerwiegende Infektion.
UV Desinfektion
Weiterhin kann man durch intensive UV Strahlung Trinkwasser desinfizieren. Bei UV-Strahlung handelt es sich um elektromagnetische Strahlung in einem Wellenlängenbereich von 1 nm bis 400 nm und damit unterhalb des Spektrums des sichtbaren Lichtes. Die Desinfektion kommt dadurch zu Stande, dass die UV-Strahlung im Wasser aus dem im Wasser befindlichen Luftsauerstoff, durch den Energieeintrag, reaktionsfreudige Radikale entstehen lässt.
Die entstandenen Sauerstoffradikale und die permanent einstrahlende ultraviolette Strahlung töten Krankheitserreger wie Bakterien im Trinkwasser (z.B. Cholera-, Polio-, Typhus- und Diphterieerreger) zuverlässig ab.
Wasser aufbereiten durch Sonnenlicht
Im Feld ist die einfachste Methode verunreinigtes Wasser durch UV Desinfektion zu sterilisieren, indem man das bereits klare Wasser in eine transparente PET-Flasche füllt. Der Füllstand sollte hier ca. 3/4 des Flaschenvolumens betragen. Ist die Flasche gefüllt, muss man nun kräftig schütteln, um Luft in das Fluss- oder Seewasser einzutragen. Anschließend muss man die Flasche nun für mindestens sechs Stunden in das pralle Sonnenlicht legen.
Besonders in Ländern wie Afrika kommt die UV Desinfektion auf Grund der hohen Sonneneinstrahlung zur einfachen Trinkwasseraufbereitung Outdoor zum Einsatz. Eine grundlegende Einschränkung gibt es allerdings, denn diese Methode, Trinkwasser aufbereiten zu können, setzt zwingend voraus, dass das Wasser klar und damit frei von Schwebstoffen ist. Denn wenn das Wasser trüb ist, kann die Sonnenstrahlung nicht weit genug in das Gefäß eindringen und die UV Desinfektion findet nicht statt. Sie sollten das Wasser filtern; Am Besten mit einem einfachen improvisierten Sand, Aktivkohle-, oder Stofffilter
Einsatz von starken UV-Lampen
In Ländern bzw. in Gebieten mit einer geringen jährlichen Sonnenstundenanzahl bzw. geringen Strahlungsdichte ist die Sonne selbst oft nicht ausreichend, um Keime im Trinkwasser schnell abzutöten. Hierfür bieten sich Handgeräte, wie beispielsweise der UV-Stift SteriPEN an. Dieser ist in der Lage innerhalb von 90 s einen Liter Wasser ohne jegliche Chemikalien zu entkeimen.
Die verbaute UV-Lampe des handlichen Geräts tötet durch hoch konzentriertes UV-C-Licht 99,9999% aller Bakterien, 99,99% aller Viren und 99,9% aller Giardia und Cryptosporidium zuverlässig ab. Doch auch hier muss dringend beachten werden, dass das Wasser, das durch die UV Desinfektion sterilisiert werden soll, möglichst klar sein muss. Sind zu viele Schwebstoffe enthalten, kann die Strahlung auch hier nicht weit genug im Wasser vordringen. Auch durch Rühren gelingt die Entkeimung nicht zuverlässig.
Wasser filtern - Trinkwasseraufbereitung Outdoor
Doch es gibt auch Möglichkeiten verunreinigtes Wasser ohne den Einsatz von Chemie oder durch Abkochen zu entkeimen und das ohne die Erreger abzutöten, nämlich durch Mikrofilter. Durch die unglaublich winzigen Poren des Filterkerns (~0,2 µm) werden Krankheitserreger effektiv mechanisch zurückgehalten und gelangen nicht in das filtrierte Wasser. Der große Vorteil von Filtersystemen ist, dass das Trinkwasser sofort nach dem Wasser filtern zur Verfügung steht und nicht erst eine halbe Stunde oder mehrere Stunden gewartet werden muss.
Ein möglicher Mikrofilter ist der Katadyn Pocket Filter. Dieser besitzt einen silberimprägnierten Filterkörper aus Keramik, der effektiv gegen Protozoen und Bakterien im Trinkwasser wirkt und selbst unterwegs problemlos einfach gereinigt und regeneriert werden kann.
Durch die große Filterfläche weist er eine beachtliche Filterleistung auf. Bis zu einem Liter pro Minute ist möglich und der Filterkörper muss erst nach unglaublichen 50.000 l gewechselt werden. Grund hierfür ist nicht zuletzt der mitgelieferte Vorfilter.
Der Pocket Filter von Katadyn ist besonders wegen dem großen Durchfluss und der direkten Anschließbarkeit an Wasserbehälter für lange Wanderungen oder Notsituationen geeignet. Wenn auch geringere Mengen reichen und es nicht notwendig ist das Wasser in Gefäße umzufüllen, gibt es auch sehr kompakte Wasserfilter von Lifestraw, die sich besonders zum Wandern und Trekking eignen, um schnell Wasser filtern zu können. Mit diesen Filtern können Sie direkt aus Flüssen oder Seen trinken. Zudem sind diese deutlich günstiger.
Update: GRAYL Geopress - Simpel und schnell Wasser aufbereiten
Einen Wasserfilter, den es noch nicht all zu lange gibt, ist die Geopress von GRAYL. Diesen wollte ich Ihnen noch kurz vorstellen, da ich das Konzept so genial finde. Die Funktionsweise sehen Sie in dem unten stehenden Video im Detail. Kurz gesagt vereint dieser Filter ein Trinkgefäß mit dem Filtermedium. So zusagen die All-in-One Lösung.
Das Wasser, das aufbereitet werden soll, wird in das Behältnis gefüllt. Anschließend müssen Sie nur den Filterkörper von oben in das gefüllte Gefäß eindrücken. Das erfordert zwar etwas Kraft, das Ergebnis kann sich aber definitiv sehen lassen. Eine super Möglichkeit zur Outdoor Wasseraufbereitung. Es werden Bakterien, Viren, Schwermetalle und andere gelöste Stoffe zuverlässig aus dem Wasser gefiltert. So geht Ihnen das Wasser nicht so schnell aus.
Weitere Anleitungen und Hinweise zum erfolgreichen Überleben in der Wildnis und in Notsituationen finden Sie hier in meinem Survival Ratgeber.
FAQ
Was ist der beste Wasserfilter?
Was der beste Wasserfilter für Notsituationen ist, ist pauschal nur schwer zu beantworten.
Ich persönlich komme mit den Filterflaschen von GRAYL sehr gut zurecht. Diese filtern sogar Viren und Schwermetalle aus dem Wasser.
Der große Vorteil dieser Wasserfilter ist, dass diese gleichzeitig als Aufbewahrungsgefäß für das gefilterte Wasser dienen.
Gibt es einen Strohhalm, der Wasser filtert?
Ja, es gibt Strohhalme mit integrierten Filtern. Diese ermöglichen es Ihnen auf sichere Art und Weise direkt aus der Wasserquelle zu trinken.
Diese Wasserfilter sind kostengünstige Hilfsmittel um unterwegs Wasser trinkbar zu machen.
Da diese sehr kompakt sind, können diese auch hervorragend im Rucksack mitgenommen werden. Details erfahren Sie im Beitrag.
Ist Wasser abkochen sinnvoll?
Ja, definitiv. Das Abkochen von Wasser stellt eine der einfachsten Möglichkeiten dar, Wasser zu desinfizieren.
Diese Methode Wasser aufzubereiten entfernt allerdings keine Schwebstoffe oder Schwermetalle.
Daher sollte stark verschmutztes Wasser vorgefiltert werden.