Seenotsignalpistolen: Ein rechtlicher Leitfaden

In diesem Beitrag wollen wir uns zusammen ansehen, wie Seenotsignalpistolen funktionieren, warum sie ein unverzichtbarer Teil der Sicherheitsausrüstung an Bord jedes Schiffes oder Boots sind und wie sie im Notfall eingesetzt werden. Gleichzeitig navigieren wir durch das komplexe Geflecht von Gesetzen und Vorschriften, die ihre Beschaffung, Lagerung und Nutzung regeln. Dieser Artikel zielt darauf ab, Licht in das oft missverstandene Thema der Leuchtpistolen zu bringen und gleichzeitig auf die wichtigen waffenrechtlichen Bestimmungen hinzuweisen, die für ihre sichere und legale Verwendung entscheidend sind. So klären wir unter anderem, ob man für das Führen einer Signalpistole einen Waffenschein benötigt, ob man damit zu Silvester schießen darf und welches Modell die Bundeswehr einsetzt.


Wer darf eine Seenotsignalpistole fürs Boot kaufen?

Seenotsignalpistolen sind in Deutschland als Schusswaffen klassifiziert, die zum Abfeuern von Signalpatronen dienen. Sie fallen unter das Waffengesetz (WaffG) und sind erlaubnispflichtig. Der Besitz und Erwerb einer Seenotsignalpistole ist demnach an bestimmte Voraussetzungen gebunden, wie etwa die Zuverlässigkeit und Sachkunde des Antragstellers. Damit unterscheiden diese sich kaum von scharfen Feuerwaffen. Diese Pistolen dürfen auch ausschließlich mit dem Kaliber 4 erworben werden, was einem Laufdurchmesser von 26,77 mm entspricht.

Signalpistole für Ihr Boot

Die Zuverlässigkeit wird gemäß § 5 WaffG beurteilt, wobei Personen, die in den letzten fünf Jahren wegen einer Straftat verurteilt wurden, in der Regel als unzuverlässig gelten. Die Sachkunde wird durch einen entsprechenden Nachweis, oft in Form eines Lehrgangs oder einer Prüfung, erbracht. Ein Bedürfnis für den Besitz einer Seenotsignalpistole wird in der Regel anerkannt, wenn der Antragsteller Eigentümer eines seegängigen Sportbootes ist. Ein Tretboot ist demnach also nicht ausreichend.

Wenn diese Anforderungen erfüllt sind, darf prinzipiell Jeder eine Seenotsignalpistole kaufen, wenn man mindestens 25 Jahre alt ist. Unter Vorlage eines fachärztliches oder fachpsychologisches Zeugnis ist dies aber prinzipiell bereits ab 18 Jahren möglich. Die Leuchtpistole muss in der grünen Waffenbesitzkarte, die Sie vor dem Kauf bei Ihrer Waffenbehörde beantragen müssen, eingetragen werden. In Deutschland ist es zudem erforderlich, dass die Signalpistole in das Nationale Waffenregister (NWR) eingetragen wird. 

Aufbewahrung einer Seenotsignalpistole

Hier ist zu unterscheiden, ob eine Signalpistole an Land oder auf dem Boot zu Wasser aufbewahrt wird. Zuhause gelten die selben Regeln wie auch für scharfe Feuerwaffen. Die Aufbewahrung muss in einem Waffentresor der Sicherheitsklasse 0 oder 1 erfolgen. Im verlinkten Beitrag können Sie sich hiervon ein genaueres Bild machen. So weit ich weiß, darf in diesen auch die Munition für Leuchtpistolen zusammen mit der Waffe selbst gelagert werden. Für die Munition benötigen Sie somit nicht zwingend einen zweiten Schrank. 

Für die Aufbewahrung auf Ihrem Sportboot kommt der sogenannte Hamburger Kasten zum Einsatz. Ein nicht genau spezifizierter Waffentresor/-schrank aus Stahlblech mit einem Schwenkriegelschloss, der mit dem Bootsrumpf fest verbunden sein muss. 

Braucht es in Deutschland für eine Signalpistole einen Waffenschein? 

Da eine Leuchtpistole nach dem Gesetz analog einer scharfen Feuerwaffe eingestuft ist, dürfen Sie diese natürlich am Land nicht so ohne Weiteres führen. Wie bei einer scharfen Waffe ist dies auch bei einer Signalpistole ausschließlich mit einem Waffenschein möglich. Achtung, ein kleiner Waffenschein wie bei Schreckschusswaffen ist hier nicht ausreichend!

Einen Waffenschein für eine Leuchtpistole ausgestellt zu bekommen, würde ich persönlich jedoch als ein aussichtsloses Unterfangen einstufen. Auf dem Boots selbst sieht es etwas anders aus. Der Führer des Wasserfahrzeugs darf die Signalpistole an Bord führen und bei sich tragen.

Darf man mit einer Leuchtpistole zu Silvester schießen? 

Zu guter Letzt wollen wir uns noch kurz um die Frage bemühen, ob es rechtlich unbedenklich ist auf dem eigenen Grundstück zu Silvester mit einer Signalpistole im Kaliber 4 zu schießen. Immerhin ist das ja zeitlich begrenzt mit einer Schreckschusspistole ebenfalls möglich. Nun, diese Frage kann nach meiner Recherche mit einem ganz klaren Nein beantworten. Das Schießen erfordert stets einer vorherigen waffenrechtlichen Erlaubnis. Diese wird Ihnen aber für Silvester unter Garantie nicht erteilt werden. 

Gibt es erlaubnisfreie Signalpistolen?

Ja, es gibt tatsächlich Signalpistolen, die erlaubnisfrei erworben werden dürfen. Hierbei handelt es sich allerdings um Schreckschusspistolen und nicht solche im Kaliber 4. Diese sind in der Lage Knallpatronen abzufeuern oder über einen Abschusstrichter auch pyrotechnische Munition, wie wir im vorangegangen Kapitel bereits kurz angerissen haben. Alles zum Thema können Sie in aller Ausführlichkeit im verlinkten Beitrag nachlesen.


Eine Schreckschusswaffe ist keine Leuchtpistole

Eine Schreckschusspistole kann, solange Sie über das Prüfsiegel der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) verfügt von Jedermann ab 18 Jahren frei gekauft und besessen werden. Ohne das PTB-Siegel gelten auch diese als scharfe Waffe. Lediglich zum Führen in der Öffentlichkeit benötigen Sie einen kleinen Waffenschein. Zum Abfeuern dieser erlaubnisfreien Signalpistolen im öffentlichen Raum benötigen Sie aber dennoch stets eine separate behördliche Genehmigung, außer es geschieht in einer Notwehrsituation.


Was ist eine Leuchtpistole überhaupt genau? 

Zu guter Letzt wollen wir uns noch kurz ansehen, was eine Leuchtpistole genau ist, damit wir auch vom Selben sprechen. Hierbei handelt es sich um eine einschüssige Schusswaffe zum Abschuss von Signalpatronen. Einschüssig bedeutet, dass nach jedem Schuss der jeweilige Lauf nachgeladen werden muss. Es gibt jedoch auch mehrläufige Modelle. Signalpistolen sind in aller Regel im Kaliber 4 ausgeführt. Der Laufdurchmesser beträgt damit, wie oben bereits einmal erwähnt 26,77 mm. Dies ist auch der internationale Standard. 

Leuchtpistole ohne Waffenschein führen?

Zur Signalgebung, beispielsweise bei einer Notsituation auf einem Boot wird die Signalpistole nach oben unter freiem Himmel abgefeuert. Abhängig von der Munition sind Steighöhen von bis zu 300 m möglich, die meisten liegen jedoch bei rund 120 m. Je nach Anwendungszweck gibt es unterschiedliche Munitionstypen, beispielsweise unterschiedliche Effektfarben oder Rauchstrich. 

Welche Signalpistole nutzt die Bundeswehr?

Interessant zu wissen, ist vielleicht auch welche Signalpistole von der deutschen Bundeswehr verwendet wird. Wenn es für das Militär funktioniert und hier alle Tests positiv bestanden wurden, dann kann es für den privaten Gebrauch ja nicht schlecht sein.

Nach meiner Recherche kommt sowohl bei der Bundeswehr als auch bei der Bundespolizei die P2 A1 von Heckler & Koch zum Einsatz. Auch diese weist natürlich das Kaliber 4, also 26,77 mm auf. Für sie spricht das geringe Gewicht und die einfache Bedienung. Sie kommt gerade einmal auf 520 g. 


FAQ

Sind Signalpistolen frei verkäuflich?

Nein, Signalpistolen im Kaliber 4 sind erlaubnispflichtige Schusswaffen, die wie scharfe Feuerwaffen behandelt werden.
Zum Erwerb ist eine grüne Waffenbesitzkarte erforderlich.

Darf man Signalpistolen ohne Waffenschein führen?

Nein, da es sich hierbei um erlaubnispflichte Schusswaffen handelt, benötigt man für das Führen einen Waffenschein.
Achtung, der kleine Waffenschein ist hierbei nicht ausreichend!

Darf man mit Leuchtpistolen im Kaliber 4 zu Sivester schießen?

Nein, dies erfordert eine separate waffenrechtliche Schießerlaubnis. Diese wird nicht für Silvester vergeben.
Mit einer Schreckschusspistole mit Abschussbecher für pyrotechnische Munition ist dies aber möglich.

Welche Signalpistole kommt bei der Bundeswehr zum Einsatz?

Bei der deutschen Bundeswehr als auch bei der Bundespolizei kommt die Signalpistole P2 A1 von Heckler & Koch zum Einsatz